Gott sucht zuallererst unsere Beziehung zu ihm, unsere Liebe und Hingabe, unser Gebet

Liebe Gemeinde!

Bei der Einweihung des jüdischen Tempels in Jerusalem betete König Salomo ein langes Gebet. Er bittet Gott, dass er mit seinen Augen über dieses Haus wacht und die Gebete, die dort gesprochen werden, erhört.

„Lass deine Augen über diesem Hause offen sein Tag und Nacht“ 2. Chronik 6, 20

Seitdem hat der Tempel eine sehr wechselvolle Geschichte. Er wurde zum ersten Mal von den Babyloniern im 6. Jh. vor Christus zerstört, wiederaufgebaut und unter den Römern im Jahr 70 n. Chr. abermals dem Erdboden gleich gemacht. Die Juden wurden damals in alle Länder der Erde vertrieben.

Seit dem Sechstagekrieg im Jahre 1967 können die Juden wieder an der alten Tempelmauer auf der Westseite des Tempels beten. Aus aller Welt strömen Juden und Gläubige an diesen Ort, um zu beten. Viele stecken kleine Zettel in die Ritzen der Mauer, auf denen Gebetsanliegen stehen.

Diese uralten Mauern des Tempels gelten als der Platz der besonderen Gegenwart Gottes, man spürt in der unmittelbaren Nähe etwas von der Erhabenheit und Besonderheit dieses Ortes. Für die Juden ist das die heiligste Stätte, um ihren und auch unseren Gott Jahwe anzurufen.

Im Epheserbrief 2,21 wird beschrieben, dass die christliche Gemeinde ineinandergefügt ist wie zu einem heiligen Tempel, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, wobei Jesus Christus der Eckstein ist. Gottes Gegenwart wohnt in unseren Gemeinden als einem Tempel.

Wir als Gemeinde sollen uns erinnern: Gott sucht zuallererst unsere Nähe, unser Herz, unsere Beziehung zu ihm, unsere Liebe und Hingabe, unser Gebet. Daraus, aus dem Hören auf ihn und im Leben aus seiner Liebe heraus müssen unsere Aktivitäten und Werke kommen. Wer Gottes Stimme gehört hat, kann daraus in Vollmacht handeln. Es geht nicht darum, möglichst viel zu tun und überall dabei zu sein. Sondern darum, Gottes Willen zu erkennen und dann in seinem Segen und in seinem Auftrag zu handeln. Das ist eine Herausforderung.

Das Gebet Salomos damals für den Tempel gilt auch als Bitte für uns, für unsere Gemeinden und unsere Kreise. Wir bitten Gott, dass er seine Augen über diesem Haus offen lässt bei Tag und Nacht. Inmitten all unserer Schwierigkeiten, allem Umbruch, den Dingen, die uns umtreiben, wissen wir, dass Gottes Augen über unserem Haus wachen. Gott sieht uns, er kennt, was uns bewegt. Er hört unsere Gebete. Er begleitet uns. Das Gebet um die offenen Augen Gottes über seinem Haus, seinem Tempel, seiner Gemeinde können wir mit vielen Menschen, die dieses Gebet seitdem gebetet haben, teilen.

Es grüßt herzlich
Pfarrerin Ulrike Lange

GOTT DANKEN

Jedes Jahr in dieser Zeit im Kirchenjahr ist Zeit, um Gott zu danken für die Ernte, die er uns geschenkt hat. Dieses Jahr hat besonders den Landwirten zu schaffen gemacht. Es gab kaum Regen, die Wiesen und Felder waren trocken, die Ernte ist kärglicher ausgefallen als sonst. Man fragte sich, was die Tiere fressen sollten und wie man sie gut über den Winter bekommt.

Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird. 1. Timotheus 4, 4

Es wird deutlich, es ist nicht selbstverständlich, dass alles wächst und gedeiht. Und uns wird bewusst, dass wir vieles nicht in der Hand haben.

Es ist allerdings unsere Entscheidung, auf was wir blicken wollen. Auf das, was schwierig war oder was nicht gelungen ist, oder auf das, was geschenkt wurde. Manchmal, wenn uns die Sorgen des Alltages bedrücken und belasten wollen, hilft ein Wechsel unserer Blickrichtung. Wir können auf das sehen, wofür wir dankbar sind. Wir werden im Bibelvers erinnert, dankbar zu sein. Wenn wir uns innerlich klar werden, was alles gut ist in unserem Leben, wieviel wir geschenkt bekommen haben, wie viele schöne Momente es gab, geht es uns besser. Ein dankbares Herz, ein Dank, an Gott gerichtet für etwas, was uns erfüllt hat, hilft uns, dass wir auch in diesen Zeiten ruhig und leichter durchs Leben gehen können. Manchmal sind es schon ganz kleine Dinge, für die wir dankbar sein können. Oder auch manches, worüber wir uns auf den ersten Blick normalerweise nicht freuen. Mit dem Wechsel der Blickrichtung kann sich manches in unserem Leben verändern:

Ich bin dankbar:

  • Für die Hose, die ein bisschen zu eng sitzt, weil das bedeutet: ich habe genug zu essen. …
  • Für die Steuern, die ich zahlen muss, weil das bedeutet: ich habe ein Einkommen.
  • Für das Durcheinander nach einer Feier und das Aufräumen, weil das bedeutet: ich war von lieben Menschen umgeben.
  • Für den Rasen, der gemäht und die Fenster, die geputzt werden müssen, weil das bedeutet: ich habe ein Zuhause.
  • Für die Parklücke ganz hinten in der Ecke des Parkhauses, weil das bedeutet: ich kann mir ein Auto leisten.
  • Für die Frau in der Gemeinde, die hinter mir sitzt und falsch singt, weil das bedeutet: ich kann noch gut hören.
  • Für die Wäsche und den Bügelberg, weil das bedeutet:
    ich habe genug anzuziehen.
  • Für die Müdigkeit und die schmerzenden Muskeln am Ende des Tages, weil das bedeutet: ich bin noch fähig, hart zu arbeiten.
  • Für den Wecker, der morgens klingelt, weil das bedeutet: mir wird ein neuer Tag geschenkt.

(geänderter Auszug aus Joyce, vom AGLOW-Brief Jan. 2014)

Ein dankbares Herz wünscht
Pfarrerin Ulrike Lange

Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit

Liebe Gemeinde,

gerade ist wieder Reisezeit. Manch einen zieht es ans Meer, um die Wellen und den Strand zu genießen. Andere wiederum wandern gern in den herrlichen Bergen der Alpen und bewundern die Aussicht vom Gipfelkreuz aus über schneebedeckte Berge und klare Bergseen. Und manch einer findet es im eigenen Garten und Terrasse ohne Stau und Kofferpacken am Allerschönsten.

Aber uns alle miteinander verbindet, dass sich jeder an der Natur, den herrlichen Landschaften, den blühenden Blumen oder der Tierwelt freut.

Wir Christen können darin etwas von der Kreativität und Schöpferkraft Gottes sehen. Wir können die Schönheit auf das Wirken einer Macht und Intelligenz, die hinter allem steht, zurückführen. Uns Menschen ist ein Stück Ewigkeit in unser Herz gelegt. Verschiedene Wünsche und Sehnsüchte, die wir als Menschen haben, können wir als die letztendliche Sehnsucht, die der Mensch nach seinem Schöpfer hat, verstehen.

Aber der Umgang damit ist unterschiedlich. Nicht jeder gelangt zwangsläufig zu diesem Schluss. Als Christen müssen wir akzeptieren, dass es unterschiedliche Deutungen und Wertmaßstäbe gibt und geben wird. Jeder greift auch auf andere Erfahrungen und prägende Ereignisse zurück. Eine kleine Geschichte macht das deutlich.

Es war einmal eine große Mäusefamilie. Die lebte in einem herrlichen Klavier. Ihre kleine Welt war oft erfüllt von wunderbarer Musik. Die Mäuse genossen die Musik und machten sich ihre Gedanken darüber, von wem die schönen Klänge wohl stammten. Sie dachten an einen Klavierspieler, den sie zwar nicht sehen konnten, der ihnen jedoch hörbar nahe war.

Eines Tages wagte sich eine Maus weiter nach oben in das Klavier. Und da entdeckte sie das Geheimnis der Musik. Metalldrähte von unterschiedlicher Länge zitterten, und durch ihre Schwingungen entstanden die Töne. So mussten die Mäuse ihren alten Glauben an den Klavierspieler aufgeben. Metalldrähte erzeugten die schöne Musik, die wunderbaren Klänge.

Später brachte eine andere Maus auch noch andere neuere Erkenntnisse mit. Kleine Filzhämmerchen sprangen und tanzten auf den Drähten und erzeugten die Schwingungen und damit die Musik. Nun war der alte Glaube überholt, und die Mäuse wohnten in einer aufgeklärten, wissenschaftlich durchschaubaren Welt.

Aber der Klavierspieler machte auch weiterhin seine wunderbare Musik.
(Aus: Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag)

Ich wünsche uns, dass wir hinter den schönen Klängen der Musik den Klavierspieler nicht vergessen!

Pfarrerin Ulrike Lange

Wenn jemand an der Tür klopft

Wenn es an unserer Tür klopft und jemand unsere Hilfe braucht, denken wir wahrscheinlich in den seltensten Fällen, dass derjenige ein Engel sein könnte. Woher kommt diese Vorstellung im Bibelvers?

Der Schreiber des Hebräerbriefes nimmt im gesamten Brief sehr oft Bezug auf alttestamentliche Stellen. Von daher ist es gut denkbar, dass er sich beim Schreiben auf den Bibeltext im 1. Buch Mose 18 bezieht. Abraham sitzt vor der Tür seines Zeltes, als drei Männer vor seiner Tür standen. Er bewirtet sie, lässt ein zartes Kalb schlachten und seine Frau Sara bäckt Kuchen. Als die Männer im Zelt essen, prophezeit einer der Männer, dass Sara übers Jahr einen Sohn haben wird. Sara lacht darüber, denn sie ist hochbetagt. Aber es geschieht so. Sara wird schwanger und bringt Isaak zur Welt. Abraham und Sara erkennen, dass sie keine Menschen beherbergt haben, sondern der Herr selbst bei Ihnen eingekehrt war.

Diese Geschichte hat Juden und Christen geprägt und Gastfreundschaft gehört seit jeher zu den christlichen Aufgaben.

Wie können wir diesen Text übertragen in unsere heutige Zeit? Auch in unserer Zeit gibt es sicher ab und an Menschen, die unsere Hilfe benötigen, unseren Rat oder vielleicht sogar materielle Hilfe.

An der Tür des Pfarrhauses klingeln manchmal Leute, die auf den ersten Blick nicht so ganz vertrauenserweckend aussehen. Wie sollen wir ihnen begegnen? Sollen wir sie schroff fortschicken und sie vor die Tür weisen? Oder in naiver Vertraulichkeit unsere Wohnung öffnen, um dann evtl. festzustellen, dass diese Personen doch keine Engel waren und einige Wertgegenstände fehlen?

Ich denke, es ist im Sinne des Bibeltextes und auch der christlichen Gastfreundschaft, die Menschen mit dem Blick der Liebe Gottes zu sehen. Auch Menschen, die auf den ersten Blick nicht so anziehend erscheinen, sind von Gott geliebt, haben ihre eigene Geschichte und sind wertvoll in Gottes Augen. Das bedeutet aber kein blindes Vertrauen. Vielleicht kann die folgende Geschichte zur Verdeutlichung helfen:

Von Viktoria, der Königin von England, erzählt man, dass sie während eines Aufenthalts in ihrer Sommerresidenz Balmoral gern in einfachen Kleidern durch den Wald wanderte und sich freute, wenn sie unerkannt blieb. Eines Tages geriet sie während eines solchen Spaziergangs in ein heftiges Unwetter. Als sie eine Hütte sah, eilte sie darauf zu. Eine alte Bäuerin, die ihr Haus nur selten verließ, lebte hier ganz allein. Die Königin grüßte sie und fragte, ob sie ihr einen Regenschirm leihen könne; sie werde dafür sorgen, dass er schnell zurückgebracht werde.

Die alte Frau ahnte nicht, wer sich mit einer solchen Bitte an sie gewandt hatte. „Nun“, antwortete sie mürrisch, „ich habe zwei Schirme. Der eine ist fast neu. Den alten können Sie bekommen, den neuen verleihe ich keinem.“ Mit diesen Worten gab sie der Königin den abgetragenen alten Schirm, dessen Stangen nach allen Seiten herausspießten. Die Königin dachte, bei diesem Wetter sei ein schlechter Schirm immer noch besser als gar keiner. – Sie dankte der Frau und ging mit einem freundlichen Lächeln hinaus.

Doch wie groß war der Schrecken der armen alten Frau, als am nächsten Morgen ein Diener in königlicher Livree eintrat und ihr im Namen der Königin Viktoria den alten Schirm zurückbrachte. Sie lasse danken und versichere, dass er ihrer Majestät gute Dienste geleistet habe, sagte der Überbringer.

Wie bedauerte die Frau es nun, dass sie der Königin nicht das Allerbeste, das sie besaß, angeboten hatte. Immer wieder klagte sie: „Wenn ich es doch nur gewusst hätte!“

Eine gesegnete Urlaubs- und Sommerzeit wünscht Pfarrerin Ulrike Lange

Den Glauben weitergeben

Es ist ein charakteristisches Merkmal des Christentums, dass die Nachfolger aufgefordert werden, den empfangenen Glauben weiterzugeben. Im letzten Kapitel des Matthäusevangeliums bekommen die Jünger den Auftrag, in alle Welt zu gehen und alle Völker zu Jüngern zu machen, sie zu taufen und alles so zu lehren, wie Jesus es ihnen geboten hat.

Im Lukasevangelium wird berichtet, dass Jesus jeweils zwei seiner Anhänger zusammen beauftragte, in die Städte und Orte zu gehen. Sie haben den Auftrag, das Reich Gottes zu predigen und die Kranken zu heilen. Dort, wo sie aufgenommen werden, sollen sie bleiben, aber wo sie nicht gewollt sind, sollen sie weiterziehen und den Staub von ihren Füßen schütteln. Auf die Botschaft Jesu gab es unterschiedliche Reaktionen, Annahme und Ablehnung. Das war damals so und ist es auch bis heute.

Der Missionsbefehl ist ein Auftrag an uns Christen. So konnte es geschehen, dass sich der christliche Glaube auf der ganzen Welt ausbreitete. Egal ob im südlichsten Afrika oder in Japan, ob in Nordkorea oder im tiefsten Regenwald von Ecuador, überall wird die christliche Botschaft von Kreuz und Auferstehung geglaubt und weitergegeben. Die Bibel ist in die verschiedensten Sprachen übersetzt und mit viel Einfallsreichtum wurden Worte aus dem christlichen Denken in Stammessprachen übersetzt, die diese Worte nicht kannten.

Dieser Auftrag gilt auch für uns. Wir leben hier in Ostdeutschland in einem der atheistischsten Landstriche der Welt. Viele wissen nichts mehr vom Glauben und kennen die grundlegenden christlichen Feste und Inhalte nicht mehr. Da ist jeder Einzelne an seinem Platz gefragt, etwas über seinen Glauben zu erzählen. Viele sind nicht interessiert, aber manch einer hat auch Interesse an christlichen Fragen.

Bei meiner Ordination am 4. März wurde ich in den Dienst als Pfarrerin der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens entsandt. Das geschah unter Handauflegung, wie es schon in der Apostelgeschichte berichtet wird:

„Und sie beteten und legten ihnen die Hände auf.“ (Apostelgeschichte 6,6)

Eine Beauftragung unter Handauflegung und Gebet ist also ursprüngliche christliche Tradition und wird bis heute so praktiziert. Deshalb war dieser Tag auch ein besonderer für mich, und ich bin dankbar für den fröhlichen, feierlichen Gottesdienst mit anschließendem Beieinandersein im Gemeindesaal und dem abschließenden Abendmahl wieder in der Kirche. Viele waren dabei und ganz viele haben sich eingebracht und mitgeholfen. In dieser Weise wird Gemeinde lebendig. Viele sind dabei und jeder bringt sich mit seinen Gaben ein.

Ich möchte mich auf diese Weise bei allen herzlich bedanken, bei allen, die gekommen sind und dazu beigetragen haben, dass es ein bunter und erfüllter Tag werden konnte. Ohne Ihre Mithilfe in vielfältiger Form wäre das nicht möglich gewesen. Und im Mittelpunkt der Gemeinde steht der auferstandene Herr Jesus Christus.

Pfarrerin Ulrike Lange

Durst nach Leben

Wann hatten Sie zum letzten Mal richtigen Durst? Bei uns gibt es überall genug Wasser. Verdursten muss hier niemand. In vielen Ländern der Welt ist das anders.

Vor kurzem las ich ein Erlebnis von einem Mann, der in Äthiopien mit dem Auto unterwegs war zu einem Camp einer Hilfsorganisation. Die ganze Landschaft war ausgetrocknet und wüst. Hinter dem Wagen bildete sich eine große Staubwolke. Auf einmal tauchte am Straßenrand eine hochgewachsene Frau auf. Sie winkte müde und streckte eine leere Plastikflasche entgegen. Dann nahm sie die silberne Kette von ihrem Hals und hielt sie dem Fremden entgegen. Der äthiopische Fahrer sagte: „Das ist ihr Brautschmuck, das wertvollste, was sie hat.“ Eine Silberkette für eine Flasche Wasser? (aus: Walter, Martina u. Werth, Martin (Hg.): Die Jahreslosung 2018… Neukirchen-Vluyn 2017. S. 156ff.)

In der Jahreslosung für dieses Jahr geht es auch um Wasser. In der Offenbarung heißt es:

Gott spricht: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ (Offenbarung 21,6)

Obwohl wir in unserem Land mehr als genug Wasser haben, erlebe ich immer wieder Menschen, die großen Durst haben: Durst nach Leben, Anerkennung, Erfolg, Liebe. Wie schwer ist es in unserer wohlhabenden Gesellschaft, solchen Durst zu stillen!

Mit diesen Worten wird unser Blick auf die Quelle lebendigen Wassers gelenkt – kein Wasser aus dem Wasserhahn oder einer Flasche, vielmehr eine Quelle, an der unser Durst nach Leben gestillt wird.

Die Zeilen der Offenbarung stehen im Zusammenhang mit dem Blick des Sehers Johannes an das Ende der Zeit, dann, wenn Jesus Christus einmal wiederkommen und diese Welt zur Vollendung führen wird. Spätestens dort wird unser Durst nach Leben gestillt werden.

Das ist keine billige Vertröstung aufs Jenseits. Vielmehr stärkt uns dieser Ausblick mitten in unserer Gegenwart gerade für die Zeiten, in denen es in unserem Leben trocken und wüst wird – so wie für Johannes die Gegenwart wüst und trocken war.

Dann gehen wir sicher unsere Schritte durchs Jahr in der Gewissheit: Ich lebe schon heute und hier aus der Kraft des lebendigen Wassers. Ich habe ein Ziel, zu dem ich unterwegs bin, bei dem ich zu Hause bin.

Dafür muss ich nichts bezahlen. Ich muss vorher auch nicht erst irgendeine Leistung erbringen. Es reicht, die Hand auszustrecken zu dieser Quelle und von dieser Hoffnung zu trinken.

Noch einmal zurück zum Erlebnis in Äthiopien: Die Frau hätte für Wasser nahezu alles gegeben. Aber der Fremde hat die Frau kurzerhand im Auto mitgenommen und in das Camp gebracht. Dort gab es genug Wasser für sie. Umsonst.

Solche Erfahrungen wünsche ich Ihnen auf dem Weg durch dieses Jahr.

Seien Sie herzlich gegrüßt,
Matthias Große

Von Gottes Boten

„…denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen…“ (Ps 91,11)

Dieser Vers ist einer der meistgewünschten Taufsprüche, den Eltern für ihre Kinder auswählen.

Welch schöner Gedanke! Gott schickt Engel, die sich um das Kind kümmern und es behüten. Und selbst wenn Eltern und Kinder getrennt sind, dann bleibt das Vertrauen: Gottes Engel sind bei ihnen.

In der Bibel treten Engel immer als Boten Gottes in Erscheinung. Sie haben Menschen etwas Wichtiges im Auftrage Gottes mitzuteilen. So berührt ein Engel den erschöpften und gebrochenen Propheten Elia. Er weckt ihn auf und stärkt ihn. Elia schöpft neuen Lebensmut (1. Könige 19).

Oder auch Maria. Ein Engel Gottes begegnet ihr und teilt ihr Gottes Plan und Weg mit ihr mit. Die Weihnachtsgeschichte (Lukas 1-2).

Engel bleiben geheimnisvolle Wesen. Sie sind Verbindungsglieder zwischen der geheimnisvollen Welt Gottes, die unerklärbar und unbeweisbar bleibt, deren Glanz wir aber ganz besonders in den kommenden Tagen und Wochen überall aufblitzen sehen. Sehnsucht wird geweckt.

Im Erzgebirge gab es die Tradition, in der Christnacht in die Fenster der Häuser für jedes Mädchen, das im Hause lebt, einen Engel mit Kerzen in das Fenster zu stellen. Ein Bergmann stand für jeden Jungen. Heute wird es wohl kaum eine Weihnachtstube geben ohne Engel. Es gibt sie in vielfältigen Formen, manche kunstvoll geschnitzt, andere eher fast kitschig und rund gedrechselt. Sicher sind viele davon einfach nur stimmungsvoller Schmuck. Doch manche dieser Engel werden uns zu Boten der Herrlichkeit Gottes, deren Gegenwart besonders in der Geburt Jesu Christi Gestalt gewinnt. Ich bin gespannt, welche Exemplare beim Weihnachtsmarkt am 2. Adventswochenende in Glauchau in der St. Georgenkirche zu sehen sein werden und v.a., welche Geschichten sie erzählen.
Gott wendet sich uns Menschen direkt zu, und das in einem kleinen, auf Hilfe angewiesenem Kind, in einem Hinterhof der Weltgeschichte. Dort beginnt etwas Neues zu wachsen, etwas, dass bald die Welt verändern wird, weil in diesem Kind in der Krippe Gott selbst erfahrbar und spürbar wird. Begleitet, verkündigt auch von Engeln, Gottes Boten.
Das ist nichts für den Verstand oder mit Vernunft zu erforschen. Dennoch spüren wir dieses Wunder der Weihnacht, wie es uns erfüllt und in uns lebendig wird und letztlich unsere Sehnsucht nach Frieden und Zukunft stillt. Und mancher Bote dieses Wunders wird für mich zum Engel, der mir Gottes Gegenwart vor Augen stellt.

Ich wünsche Ihnen, auch im Namen aller Mitarbeitenden und der Kirchenvorstände, dass Sie in den nächsten Tagen und Wochen bei allem Trubel und allen Herausforderungen erleben, dass das Kind in der Krippe von Bethlehem Ihnen nahe kommt, Sie erfüllt und es Weihnachten wird in Ihnen. Möge unser Herr Ihnen dafür die richtigen Boten senden, damit Sie gestärkt und mit Freude in das neue Jahr des Herrn 2018 gehen können.

Gottes Engel sei mit Ihnen!
Matthias Große

500 Jahre Reformation

Liebe Gemeindeglieder,

das große Fest der Evangelischen Kirche in Deutschland steht im Oktober bevor: 500 Jahre Reformation.

Kaum jemand kommt an dem Jubiläum vorbei: Luther-Socken, Luther-Brötchen, Luther-Bier, Luther-Tassen… – die Wirtschaft hat dieses Jubiläum entdeckt und genutzt. Und manch einer hat das Gefühl: Jetzt reicht es aber langsam wieder.

Was würde Martin Luther wohl selbst dazu sagen, wie er vermarktet wird – sogar als Spielfigur aus Plastik? Wir wissen es nicht.

Aber vielleicht würde er sich sogar freuen, zumindest darüber, dass seine Gesichtszüge nicht nur für Verkaufsstrategien missbraucht werden, sondern dass sein Gesicht dazu dient, an vielen Stellen auch über die Anliegen, die damals die Reformation auslösten, wieder neue nachzudenken. Was ist heute typisch evangelisch?

Sola scriptura! Sola fide! Sola gratia! Solus Christus! – Allein durch die Schrift! Allein durch Glaube! Allein durch Gnade! Allein durch Christus!

Diese Schlagworte fassen die Grundüberzeugungen der Reformatoren zusammen. Die Bibel (scriptura) ist als Gottes Wort Regel und Richtschnur, an der sich das Leben von allen Christen ausrichten muss. Alle Ordnungen und Traditionen müssen sich an der Schrift messen lassen.

Keiner kann oder muss sich die Gnade (gratia) Gottes verdienen, sondern durch Jesus Christus sind wir Gottes geliebte Kinder. Deshalb begegnet Gott jedem Menschen in der Schrift ohne die Vermittlung durch andere. Gott will direkt zu uns sprechen. Ihm geht es um eine persönliche Beziehung.

Kein Mensch kann sich die Anerkennung durch Gott verdienen. Vielmehr hat sich Gott durch den Tod und die Auferweckung Jesu Christi uns Menschen zugewandt und uns Zugang verschafft zu seinem Reich, das bereits in der Gegenwart immer wieder aufblitzt und zu leuchten beginnt.

Allein durch den Glauben (fide – Vertrauen) an Jesus Christus, der seinen Ursprung in der Zuwendung Gottes zu uns Menschen hat, kann ich der Anerkennung Gottes gewiss sein.

Die Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen waren sehr weitreichend. Die Bibel wurde in die Muttersprache der Menschen übersetzt und die Gottesdienste ebenfalls auf Deutsch gehalten. Gleichzeitig wurde ein umfangreiches Schulwesen aufgebaut, um Menschen Leben und Schreiben beizubringen, damit sie selbst Bibel lesen konnten.

Gute Werke, die mir einen besseren Stand vor Gott bringen sollten, wurden verworfen, und damit die Angst vor einem Gott, der wie ein strafender Richter nur darauf wartete, das böse Handeln der Menschen zu bestrafen. Vielmehr wurde ein Leben nach Gottes Gebot und Verheißung zur Antwort auf die Gnade Gottes und seine Liebe zu uns.

Typisch evangelisch heißt also: Gott begegnet allen Menschen ohne dass eine Vermittlung durch andere nötig ist. Als Christ darf ich der Gnade Gottes in meinem Leben gewiss sein. Ich bin wertvoll und von ihm geliebt. Meine Antwort darauf ist ein Leben im Vertrauen auf Gottes Zuwendung zu mir.

Das ist alles sehr viel? Deshalb lohnt es sich, in den kommenden Wochen die vielen Angebote zu nutzen, um selbst wieder darüber nachzudenken, was evangelisch heißt – übrigens auch in Glauchau, wenn dort mit einem umfangriechen Programm vom 13. – 22. Oktober 475 Reformation gefeiert wird.

Ihnen allen, auch im Namen des Kirchenvorstandes und aller Mitarbeitenden, wünsche ich eine gesegnete Zeit.

Ihr Pfarrer
Matthias Große

Abstand vom Alltag

„Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben!“

Dieser Aufforderung folgen sicher viele von uns in den vor uns liegenden Tagen und Wochen. Der Sommer ist gekommen, wir wollen hinaus in die schöne weite Welt, wir wollen die Kraft der leuchtenden Sonne tief in uns aufsaugen und Freude und Erholung in der Ferne finden. Ferien, Urlaub – endlich.

Jeder von uns verbindet mit diesem Wort etwas anderes. Der eine denkt an ferne Reisen, der andere an Bildungsurlaub, wieder andere wüschen sich nichts mehr als Ruhe, vielleicht am Meeresstrand oder in den Bergen beim Wandern oder einfach nur Zeit zu Hause auf Balkonien oder im Garten.

So vielfältig die Urlaubsträume sind, so verbindet sie doch eines: Wir möchten Abstand gewinnen von unserem Alltag, von dem, was unser tägliches Brot ist. Wenn wir diesen Abstand gefunden haben, dann können wir neue Energie tanken und von dort mit neuen Kräften wieder zurückkehren.

Auch Paul Gerhardt muss das immer wieder erlebt haben, denn sonst hätte er kaum ein solches Sommerlied dichten können, wie wir es in unserem Gesangbuch unter der Nr. 503 finden und in dieser Jahreszeit so oft singen. Wenn ich dieses Lied singe, dann fühle ich dabei jedes Mal, wie mein Herz geradezu mit jeder Strophe weiter hinausgeht in Gottes wunderbare Welt. Wenn die Bäume voller Laub stehen, wenn sich die Lerchen in die Lüfte schwingen, der Weizen immer weiter wächst, dann finde ich mich wieder inmitten der wunderbaren Schöpfung Gottes. Dann kann ich häufig nicht anders als mit einstimmen in den Jubel, vom dem auch Paul Gerhardt schreibt:

„Ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen.“

Für kurze Zeit habe ich dann Abstand gewonnen von dem, was mich jeden Tag umgibt und was mir die Augen und Ohren für unsere schöne Welt verschließt. Für ein paar Momente habe ich dann Urlaub gemacht. Dabei brauche ich nicht viele Kilometer zurückzulegen, sondern wichtig ist der zurückgelegte Abstand vom Alltäglichen.

„Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben!“ Machen Sie sich in diesen Sommertagen auf die Suche nach dieser Freude, legen sie einen Abstand zwischen dem, was sie täglich umgibt und kehren sie von dort behütet und erfüllt wieder in ihr zu Hause zurück!

Ihr Pfarrer
Matthias Große

Triumph! Das ist Ostern

Liebe Gemeindeglieder,

von einem Dorfpfarrer wird folgendes erzählt: „Wirtshausfreuden, vor allem das Kartenspielen, das waren seine großen Leidenschaften. Und so kam es wieder einmal: der Pfarrer hatte beim abendlichen Kartenspiel verloren. Doch er weigerte sich, wie sonst immer üblich, die Getränkekosten seiner Mitspieler zu übernehmen. Da war guter Rat teuer. Die Mitspieler schlugen dem Pfarrer einen Handel vor: Wenn Du bei der Osterpredigt in der nächsten Woche dreimal das Wort „Trumpf“ aussprichst, dann musst Du nicht bezahlen! Der Pfarrer überlegte. Und nach einer kurzen Pause sagte er: Okay, aber unter einer Bedingung: Niemand soll etwas von der Abmachung erfahren. Dem stimmten alle zu.

Die Woche verstrich, die im Geheimen abgesprochene Wette sprach sich natürlich herum. Die Kirche am Ostersonntag war bis auf den letzten Platz gefüllt. Das ganze Dorf war gekommen, nur um zu sehen und zu hören, wie der Pfarrer die Abmachung gewinnen könnte. Als der Pfarrer auf die Kanzel steigt, kehrt gespannte Ruhe ein. Siegesgewiss lächelt der Pfarrer in die Gesichter seiner Gemeinde. Er liest den Predigttext. Und dann beginnt er die Predigt mit donnernder Stimme: ‚Trumpf – Trumpf – Trumpf! So schallt es nachts dumpf aus finsteren Wirtshaushöhlen. Doch an Ostern heißt es nicht Trumpf. Denn die Stimme des Auferstandenen übertönt das dumpfe Grölen. Laut ruft der Auferstandene in die Finsternis der Nacht hinein: Triumph!‘

Die Minen der Gemeindeglieder erstarren. Damit hatte niemand gerechnet. Der Pfarrer hatte es tatsächlich geschafft. Er hatte die Zeche bereits mit den ersten Sätzen der Predigt vom Halse. Freudig setzte er seine Predigt fort.“ Soweit diese Geschichte.

Ostern steht vor der Tür – das wichtigste Fest der Christenheit, das Grunddatum unseres Glaubens: Triumph! Der Tod hat ein Ende. Das Leben hat gesiegt.

Nicht umsonst haben unsere Väter und Mütter im Glauben den Ostertermin in das zeitige Frühjahr gelegt. So wie die Natur aus dem Winterschlaf erwacht und sich das Leben in den Pflanzen und Tieren wieder Bahn bricht, so hat sich mit der Auferstehung Jesu Christi das Leben in der Finsternis des Todes Bahn gebrochen. Und wir dürfen daran Anteil haben.

Das gibt uns schon heute und hier Kraft und Zuversicht, um unseren Lebensweg getröstet und mit Freude zu gehen. Am Schluss steht nicht das Ende, sondern der Beginn des Lebens bei Gott. Triumph! Triumph! Triumph! Das ist Ostern. Die Zeche ist bezahlt. Wir dürfen und können befreit leben, weil wir eine Zukunft haben, die über unsere Welt hinausreicht. Gott sei Dank!
Ich wünsche Ihnen, auch im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Kirchenvorstände, ein gesegnetes Osterfest,

Ihr Pfarrer
Matthias Große