Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Liebe Gemeinde!

Der Monatsspruch für April steht als letzter Vers im Matthäusevangelium. Es sind die letzten Worte Jesu an die nun nur noch 11 Jünger, nachdem Judas ausgeschieden war durch seinen Tod. Sie sind gewissermaßen ein Vermächtnis. Aber sie gelten nicht nur den Jüngern damals, sie gelten auch uns heute.

„Jesus Christus spricht: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matthäus 28,20)

Jesus weiß, dass er von nun an nicht mehr körperlich auf der Erde anwesend sein wird. Aber er sorgt sich um seine Jünger. Verglichen mit seinem kurzen Erdenleben von ca. 33 Jahren ist die Zeit der Abwesenheit Jesu wesentlich länger. Auch die Jünger damals haben keinen Vorteil mehr nach diesen Worten. Sie haben Jesus zwar gekannt und viel Zeit mit ihm verbracht. Aber nicht alle haben Jesus geglaubt. Für manchen Zeitgenossen war die irdische Erscheinung und alle irdischen Bedürfnisse, die Jesus hatte, eher ein Hindernis, um an Jesus Christus als den Sohn Gottes glauben zu können.

Aber auch heute fragen sich manche, wie man an jemanden glauben kann, den man nicht sieht und den man mit natürlichen Sinnen nicht wahrnehmen kann.

Jesus hat für diese lange Zeit seiner Abwesenheit vorgesorgt. Er sagt zu seinen Jüngern:

„… bleibt in der Stadt Jerusalem, bis ihr angetan seid mit Kraft aus der Höhe.“ (Lukas 24, 49)

Was er damit meint, erläutert er im Johannesevangelium:

„Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben, der für immer bei euch bleiben wird: den Geist der Wahrheit. … Ihr aber kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch.“ (Joh. ev. 14, 16f)

Jesus sorgt sich um seine Nachfolger auf dieser Erde. Er weiß, dass die Zeit seiner Abwesenheit nicht immer einfach ist. Aber er sendet den Heiligen Geist. Durch ihn können wir Gläubigen immer in Verbindung mit Jesus Christus stehen. Er hilft uns im Glauben. Er hilft uns, mit ihm in Kontakt zu stehen. Wir brauchen den Heiligen Geist für unseren Glauben an Jesus Christus.

Wenn heute zwei Menschen auf dieser Welt weit voneinander entfernt sind, können sie trotzdem dank der modernen Technik miteinander kommunizieren. Sie können in Sekundenschnelle Nachrichten schreiben, Bilder schicken oder chatten. Die räumliche Distanz ist natürlich noch da, aber man kann miteinander kommunizieren über das Handy.
Diese Funktion des Handys übernimmt sozusagen der Heilige Geist. Er hilft uns bei der Kommunikation.

Aber dazu brauchen wir auch ein Handy, das auf Empfang ist. Genauso sollen wir den Heiligen Geist bitten, dass er uns im Glauben an unseren Herrn Jesus Christus beisteht, dass er uns stärkt und tröstet.

Wenn die Zeit dieser Welt an ihr Ende gekommen ist, dann werden wir wieder unmittelbar in Kontakt mit Jesus Christus sein. Wir werden ihn von Angesicht zu Angesicht schauen und unmittelbar mit ihm Gemeinschaft haben. Wir werden Hochzeit feiern in der künftigen Welt, die Gemeinde als Braut mit ihrem Bräutigam.

Mit diesen himmlischen Aussichten grüße ich alle herzlich.
Pfarrerin Ulrike Lange

Wenn jemand an der Tür klopft

Wenn es an unserer Tür klopft und jemand unsere Hilfe braucht, denken wir wahrscheinlich in den seltensten Fällen, dass derjenige ein Engel sein könnte. Woher kommt diese Vorstellung im Bibelvers?

Der Schreiber des Hebräerbriefes nimmt im gesamten Brief sehr oft Bezug auf alttestamentliche Stellen. Von daher ist es gut denkbar, dass er sich beim Schreiben auf den Bibeltext im 1. Buch Mose 18 bezieht. Abraham sitzt vor der Tür seines Zeltes, als drei Männer vor seiner Tür standen. Er bewirtet sie, lässt ein zartes Kalb schlachten und seine Frau Sara bäckt Kuchen. Als die Männer im Zelt essen, prophezeit einer der Männer, dass Sara übers Jahr einen Sohn haben wird. Sara lacht darüber, denn sie ist hochbetagt. Aber es geschieht so. Sara wird schwanger und bringt Isaak zur Welt. Abraham und Sara erkennen, dass sie keine Menschen beherbergt haben, sondern der Herr selbst bei Ihnen eingekehrt war.

Diese Geschichte hat Juden und Christen geprägt und Gastfreundschaft gehört seit jeher zu den christlichen Aufgaben.

Wie können wir diesen Text übertragen in unsere heutige Zeit? Auch in unserer Zeit gibt es sicher ab und an Menschen, die unsere Hilfe benötigen, unseren Rat oder vielleicht sogar materielle Hilfe.

An der Tür des Pfarrhauses klingeln manchmal Leute, die auf den ersten Blick nicht so ganz vertrauenserweckend aussehen. Wie sollen wir ihnen begegnen? Sollen wir sie schroff fortschicken und sie vor die Tür weisen? Oder in naiver Vertraulichkeit unsere Wohnung öffnen, um dann evtl. festzustellen, dass diese Personen doch keine Engel waren und einige Wertgegenstände fehlen?

Ich denke, es ist im Sinne des Bibeltextes und auch der christlichen Gastfreundschaft, die Menschen mit dem Blick der Liebe Gottes zu sehen. Auch Menschen, die auf den ersten Blick nicht so anziehend erscheinen, sind von Gott geliebt, haben ihre eigene Geschichte und sind wertvoll in Gottes Augen. Das bedeutet aber kein blindes Vertrauen. Vielleicht kann die folgende Geschichte zur Verdeutlichung helfen:

Von Viktoria, der Königin von England, erzählt man, dass sie während eines Aufenthalts in ihrer Sommerresidenz Balmoral gern in einfachen Kleidern durch den Wald wanderte und sich freute, wenn sie unerkannt blieb. Eines Tages geriet sie während eines solchen Spaziergangs in ein heftiges Unwetter. Als sie eine Hütte sah, eilte sie darauf zu. Eine alte Bäuerin, die ihr Haus nur selten verließ, lebte hier ganz allein. Die Königin grüßte sie und fragte, ob sie ihr einen Regenschirm leihen könne; sie werde dafür sorgen, dass er schnell zurückgebracht werde.

Die alte Frau ahnte nicht, wer sich mit einer solchen Bitte an sie gewandt hatte. „Nun“, antwortete sie mürrisch, „ich habe zwei Schirme. Der eine ist fast neu. Den alten können Sie bekommen, den neuen verleihe ich keinem.“ Mit diesen Worten gab sie der Königin den abgetragenen alten Schirm, dessen Stangen nach allen Seiten herausspießten. Die Königin dachte, bei diesem Wetter sei ein schlechter Schirm immer noch besser als gar keiner. – Sie dankte der Frau und ging mit einem freundlichen Lächeln hinaus.

Doch wie groß war der Schrecken der armen alten Frau, als am nächsten Morgen ein Diener in königlicher Livree eintrat und ihr im Namen der Königin Viktoria den alten Schirm zurückbrachte. Sie lasse danken und versichere, dass er ihrer Majestät gute Dienste geleistet habe, sagte der Überbringer.

Wie bedauerte die Frau es nun, dass sie der Königin nicht das Allerbeste, das sie besaß, angeboten hatte. Immer wieder klagte sie: „Wenn ich es doch nur gewusst hätte!“

Eine gesegnete Urlaubs- und Sommerzeit wünscht Pfarrerin Ulrike Lange

Den Glauben weitergeben

Es ist ein charakteristisches Merkmal des Christentums, dass die Nachfolger aufgefordert werden, den empfangenen Glauben weiterzugeben. Im letzten Kapitel des Matthäusevangeliums bekommen die Jünger den Auftrag, in alle Welt zu gehen und alle Völker zu Jüngern zu machen, sie zu taufen und alles so zu lehren, wie Jesus es ihnen geboten hat.

Im Lukasevangelium wird berichtet, dass Jesus jeweils zwei seiner Anhänger zusammen beauftragte, in die Städte und Orte zu gehen. Sie haben den Auftrag, das Reich Gottes zu predigen und die Kranken zu heilen. Dort, wo sie aufgenommen werden, sollen sie bleiben, aber wo sie nicht gewollt sind, sollen sie weiterziehen und den Staub von ihren Füßen schütteln. Auf die Botschaft Jesu gab es unterschiedliche Reaktionen, Annahme und Ablehnung. Das war damals so und ist es auch bis heute.

Der Missionsbefehl ist ein Auftrag an uns Christen. So konnte es geschehen, dass sich der christliche Glaube auf der ganzen Welt ausbreitete. Egal ob im südlichsten Afrika oder in Japan, ob in Nordkorea oder im tiefsten Regenwald von Ecuador, überall wird die christliche Botschaft von Kreuz und Auferstehung geglaubt und weitergegeben. Die Bibel ist in die verschiedensten Sprachen übersetzt und mit viel Einfallsreichtum wurden Worte aus dem christlichen Denken in Stammessprachen übersetzt, die diese Worte nicht kannten.

Dieser Auftrag gilt auch für uns. Wir leben hier in Ostdeutschland in einem der atheistischsten Landstriche der Welt. Viele wissen nichts mehr vom Glauben und kennen die grundlegenden christlichen Feste und Inhalte nicht mehr. Da ist jeder Einzelne an seinem Platz gefragt, etwas über seinen Glauben zu erzählen. Viele sind nicht interessiert, aber manch einer hat auch Interesse an christlichen Fragen.

Bei meiner Ordination am 4. März wurde ich in den Dienst als Pfarrerin der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens entsandt. Das geschah unter Handauflegung, wie es schon in der Apostelgeschichte berichtet wird:

„Und sie beteten und legten ihnen die Hände auf.“ (Apostelgeschichte 6,6)

Eine Beauftragung unter Handauflegung und Gebet ist also ursprüngliche christliche Tradition und wird bis heute so praktiziert. Deshalb war dieser Tag auch ein besonderer für mich, und ich bin dankbar für den fröhlichen, feierlichen Gottesdienst mit anschließendem Beieinandersein im Gemeindesaal und dem abschließenden Abendmahl wieder in der Kirche. Viele waren dabei und ganz viele haben sich eingebracht und mitgeholfen. In dieser Weise wird Gemeinde lebendig. Viele sind dabei und jeder bringt sich mit seinen Gaben ein.

Ich möchte mich auf diese Weise bei allen herzlich bedanken, bei allen, die gekommen sind und dazu beigetragen haben, dass es ein bunter und erfüllter Tag werden konnte. Ohne Ihre Mithilfe in vielfältiger Form wäre das nicht möglich gewesen. Und im Mittelpunkt der Gemeinde steht der auferstandene Herr Jesus Christus.

Pfarrerin Ulrike Lange

Ordination von Pfarrerin Lange

Wir freuen uns, dass ab 1. März Pfarrerin Ulrike Lange die Pfarrstelle im Schwesterkirchenverband Glauchau-Gesau, Dennheritz-Niederschindmaas und Remse-Jerisau-Weidensdorf übertragen bekommen wird. Damit ist auch das Dennheritzer Pfarrhaus wieder besetzt.

Ulrike Lange, Jahrgang 1972, ist in Dresden aufgewachsen. Sie hat zunächst eine Ausbildung zur Bibliotheksfacharbeiterin absolviert und dann Theologie in Leipzig und Tübingen studiert. Ihr Vikariat hat sie 2007 bis 2009 in Ehrenfriedersdorf geleistet. Wegen ihrer kleinen Kinder hat sie zunächst auf den Weg ins Pfarramt verzichtet und stattdessen eh- renamtlich in der ersten Pfarrstelle ihres Mannes in Schlettau im Erzgebirge mitgearbeitet und später, nach dem Umzug nach Weißbach, in Teilzeit als Gemeindepädagogin gewirkt. „Ich wollte aber immer Pfarrerin werden“, sagt sie. Deswegen tritt sie nun im Alter von 45 Jahren die Stelle als Pfarrerin zur Anstellung in den Kirchengemeinden Glauchau-Gesau, Dennheritz-Niederschindmaas und Remse-Jerisau-Weidensdorf an. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder.

Wir wünschen Frau Lange und Ihrer Familie, dass sie sich gut einleben in der neuen Umgebung, sich bei uns wohl fühlen und Pfarrerin Lange zum Segen für die Menschen im Schwesterkirchenverband und darüber hinaus wird.

Am Anfang des Dienstes als Pfarrer bzw. Pfarrerin steht die Ordination, durch die Menschen unter Gebet und Segen Beauftragt werden zur Verkündigung des Wortes Gottes, zur Leitung von Taufe und Abendmahl, zur Seelsorge und zur Verwaltung einer Kirchengemeinde, die am 04.März.2018 stattfand.

Pfarrerin Lange im Interview

„Der Pfarrer kann kein Rundumversorger sein“

Pfarrerin Ulrike Lange im Interview

Pfarrerin Ulrike Lange im Interview


Gemeindebote: Was hat Sie bewogen, die Pfarrstelle unserer Schwestergemeinden zu übernehmen?
Ulrike Lange: Daran hatte ich keinen Anteil, das wurde vom Landeskirchenamt festgelegt. In die erste Stelle wird man als Pfarrer entsandt. Ich bin aber sehr froh, dass sich das hier in der Region ergeben hat. Besser hätte es für mich und meine Familie nicht sein können und ich fühle mich sehr gut geführt: Mein Mann kann weiter seine Stelle als Jugendpfarrer in Zwickau ausüben, meine Kinder können an ihren Schulen bleiben. Mein zweitältester Sohn geht in die 11. Klasse – ich hätte es als schwierig empfunden, ihn da rausreißen zu müssen. Nur unser Jüngster wechselt an eine Grundschule in Meerane.

G: Wenn Sie nicht in Gemeinde oder Familie eingespannt sind: Was machen Sie an einem freien Vor- oder Nachmittag?
UL: Ich habe die Zeit zuletzt vor allem genutzt, um Freundschaften zu pflegen. Und ich habe auch meine Mutti öfter in Dresden besucht. Sie ist schon 86 und freut sich immer, wenn ich sie besuche und ein paar Dinge für sie erledige. Ich lese aber auch viel und mache ganz gern ein paar sportliche Aktivitäten wie Rad fahren, Wandern oder Ski fahren.

G: Sie haben am Pfarrhaus künftig einen großen Garten – mögen Sie Gartenarbeit?
UL: Ja, ich arbeite sehr gern im Garten, weil mich das entspannt. Ich befürchte nur, dass mir künftig die Zeit fehlen wird, mich intensiv um den Garten zu kümmern und die Beeren und das Obst zu verarbeiten. Aber meine Kinder werden mir sicher helfen, etwa beim Rasenmähen.

G: Wenn Sie sich entscheiden müssten: joggen oder stricken?
UL: Eher walken. An der frischen Luft bewege ich mich gern. Für Handarbeit fehlt mir etwas die Geduld.

G: Und im Beruf: eher „Volxbibel“ oder „Bibel in gerechter Sprache“?
UL: Dann lieber „Volxbibel“.

G: Sie sind bald zuständig für drei Kirchengemeinden mit sechs Kirchen und rund 1500 Mitgliedern. Respekt!
UL: Ich sehe das als Herausforderung. Es ist eine große Verantwortung mit Blick auf das große Gebiet, die vielen Gebäude, die Verwaltungsaufgaben, …. Wenn ich daran denke, wird mir schon manchmal etwas mulmig. Was mich aber hoffnungsfroh stimmt, ist, dass es hier sehr viele engagierte Menschen gibt, die sich einbringen. Ich habe das Gefühl, ich muss nicht alles allein stemmen. Ich sehe meine Hauptschwerpunkte in der Verkündigung und der Seelsorge. Wenn man auf die Strukturdebatte in der Landeskirche mit den Kürzungen schaut, muss man ehrlich sein und sagen: Es kann gar nicht so weitergehen wie einst, als drei Pfarrer dieses Gemeindegebiet betreut haben. Der Pfarrer kann kein Rundumversorger für die Gemeinde sein. Letztlich ist das eine Rückbesinnung auf Ideen der Reformation – denken Sie an das Priestertum aller Gläubigen. Die Gemeinde im urchristlichen Sinn ist so gedacht, dass sich viele mit ihren Gaben einbringen. Meine Aufgabe sehe ich dabei in der Vernetzung von Leuten, sie in Verbindung miteinander zu bringen.

G: Sie waren schon bei der Glockeneinweihung in Niederschindmaas, der Adventsrüstzeit und der gemeinsamen Sitzung der Kirchenvorstände. Wie haben sie diese ersten Begegnungen erlebt?
UL: Ausgesprochen nett. Ich bin stets sehr offen und herzlich aufgenommen worden – in jeder Hinsicht. Von daher bin ich von den Gemeinden und den Menschen hier sehr angetan und freue mich auf die Zusammenarbeit. Das Menschliche scheint zu stimmen. Und es gibt ganz offensichtlich etliche Leute hier, denen ihre Kirchengemeinde wichtig ist und die sich einbringen: Sei es in Bausachen, sei es beim Schmücken der Kirche. Es gibt Leute, die mit ihrer Kirche verbunden sind, denen sie ein Stück Heimat ist und denen es etwas bedeutet, Kirche im Ort zu haben. Das ist längst nicht mehr überall so.

G: Gibt es etwas, das Ihnen für Ihre Arbeit besonders am Herzen liegt?
UL: Ja, da gibt es mehrere Dinge. Mir ist, wie schon gesagt, wichtig, dass die Gemeinden mehr miteinander in Kontakt kommen und die Gemeindeglieder befähigt werden, sich mit ihren Gaben einzubringen. Eine wichtige Aufgabe für mich selbst ist die Verkündigung – nicht nur im Gottesdienst, sondern auch in den Kasualien wie Beerdigungen. Das sehe ich als eine missionarische Aufgabe, weil da viele Leute sind, die sonst nicht so eng mit Kirche in Kontakt stehen. Darüber hinaus liegt mir die Seelsorge sehr am Herzen.

G: Apropos missionarische Aufgabe: Derzeit ist viel von schrumpfenden Gemeinden und Mitgliederschwund in der Landeskirche die Rede. Was müsste sich aus Ihrer Sicht ändern, damit Gemeinde attraktiver wird?
UL: Wir dürfen uns von der allgemeinen Stimmung – wir würden immer weniger, bald gebe es kaum noch Hauptamtliche und das Geld werde immer knapper – nicht entmutigen lassen. Denn wenn wir uns zu sehr auf diese Dinge fokussieren, birgt das die Gefahr, zu resignieren. Wir sind eine Kirche mit Hoffnung – Jesus ist der Herr über die Gemeinden. Fakt ist, dass gerade freie Gemeinden für junge Menschen oft attraktiver sind. Ich sehe aber auch große Chancen in der Landeskirche: Dass sie Beheimatung im Ort bietet; dass Menschen vor Ort eine Kirchengemeinde haben, wo sie zum Glauben finden und darin wachsen können. Wir müssen nicht in Resignation verfallen, sondern stärker überlegen, wie unsere Gemeinden für junge Leute attraktiv werden. Das geht meines Erachtens manchmal unter. Ich denke etwa an den Bereich Kirchenmusik, aber auch an Angebote für junge Familien und Kinder. So etwas kann man aber nicht aufzwingen, sondern muss schauen, was es in den einzelnen Gemeinden für Bedürfnisse gibt.
Ich habe die Hoffnung, dass Gott einen Plan für seine Gemeinden hier in Deutschland hat. Auch hierzulande wachsen Dinge und viele Jugendliche sind auf der Suche.

G: Ihr Mann ist ebenfalls Pfarrer. Werden wir ihn auch hier bei uns auf der Kanzel erleben?
UL: Das muss er entscheiden, da hat er sich noch nicht geäußert. Bei uns braucht jeder seinen eigenen Bereich. Mich würde es aber nicht stören, wenn er auch hier einmal predigt.

G: Sie haben im Kirchenvorstand gesagt, dass sie zunächst in die Gemeinden hineinhören wollen – was meinen Sie damit?
UL: Ich will im ersten Jahr vor allem die Menschen hier kennen lernen. Mir sind Besuche sehr wichtig. Als Pfarrerin hat man da ganz vielfältige Möglichkeiten und erlebt immer wieder offene Türen. Ich will in meinem ersten Jahr nicht gleich Neues anleiern, wo dann vielleicht die Leute sagen: Das brauchen wir gar nicht. Mir ist wichtig, bei Neuem die Menschen mitzunehmen und die Gemeinde von innen her zu bauen, die Menschen zu stärken in den Fähigkeiten, im Glauben zu leben. Mir ist es auch wichtig, dass ich persönlich und auch Leute aus der Gemeinde auf Gott hören, was er für einen Weg mit den Gemeinden hat.