Kanzelabkündigung für den 1. Advent 2021 von Landesbischof Tobias Bilz

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Liebe Schwestern und Brüder in den Kirchgemeinden unserer Landeskirche,

zum 1. Advent und zu Beginn des neuen Kirchenjahres grüße ich Sie mit diesem Ermutigungswort des Apostels an seinen überforderten Schüler Timotheus. Es hilft mir, durch eine neue Welle der Covid- 19-Pandemie und die damit verbundenen Belastungen und Einschränkungen hindurchzukommen.

Gottes Geist ist uns gegeben! Diese gute Nachricht zuerst. Sie richtet sich an unsere Ängste, die so vielfältig sind wie wir. Haben Sie Angst vor Corona oder vor der Impfung? Fürchten Sie sich vor Freiheitseinschränkungen und Kontrolle oder vor Rücksichtslosigkeit und Egoismus? Ängste werden oft nicht durch Argumente genommen, sondern durch die Erfahrung von Geborgenheit. Deshalb hat Jesus Christus der Kirche seinen Geist geschenkt. Er ist auch jetzt da, trotz aller Erfahrung von Ohnmacht und Ausgeliefertsein!

Gottes Geist hat Kraft. Es ist unsere Verantwortung, diese Energie zum Guten zu nutzen. Ich beobachte den stärksten Kraftverlust dort, wo Streit ist. Verzichten Sie in diesen schwierigen Wochen auf fruchtlose Auseinandersetzungen, betonen Sie das Verbindende und ermutigen Sie einander!

Der Geist Gottes setzt Liebe frei. Die aktuelle Situation führt uns in die Versuchung der Selbstbeschäftigung. Gottes Geist aber möchte uns dazu bewegen, andere in den Blick zu nehmen. Ich denke zuerst an die von Corona Betroffenen und an die, die sich um sie kümmern. Ich halte zugleich Ausschau nach den Leidenden, die in meiner Nähe sind. Was benötigen Sie jetzt von mir? Ohne Zweifel muss alles dafür getan werden, Maßnahmen gegen Corona zu ergreifen. Das befürworte ich trotz aller Unsicherheiten ausdrücklich! Es ist darüber hinaus die besondere christliche Berufung, andere zu trösten und ihnen Hoffnung zu vermitteln.

Schließlich bringt der Heilige Geist Besonnenheit mit. Dadurch wirkt er unserer Neigung entgegen, sich von Emotionen bestimmt zu lassen. Im Moment begegnen mir besonders Ärger und Bitterkeit, Auflehnung und Verzweiflung. Der Geist der Besonnenheit aber fragt danach, was jetzt besonders gebraucht wird und hilft. Damit lenkt er die Aufmerksamkeit weg von den Problemen hin auf die Möglichkeiten. Tun Sie bitte besonnen das, was in ihrer Macht steht, um Corona entgegenzuwirken. Das ist schwer genug. Entlasten wir uns von über­mäßigen Erwartungen für die Advents- und Weihnachtszeit und stärken stattdessen die Gelegenheiten für Besinnung.

Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Treue, Ihren Einsatz und Ihre Verbundenheit mit Ihrer Gemeinde und unserer Kirche in dieser schwierigen Zeit.

Die Vorbereitungszeit auf das Fest der Christgeburt sollte in diesem Jahr eine Zeit des verstärkten Gebetes sein. Schütten Sie Gott ihr Herz aus und beten Sie so, wie es zu Ihnen passt. Vor allem dafür, dass Gottes Geist uns Kraft, Liebe und Besonnenheit schenkt. Ich selbst werde in den Adventswochen jeden Abend 18:00 Uhr gemeinsam mit allen beten, die sich anschließen möchten.

Gott segne und behüte Sie und Ihre Gemeinden. Er bewahre Sie vor Resignation und schenke Ihnen Frieden!

Tobias Bilz, Landesbischof

Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt

Kirche ist ein Schiff, welches auf den Weg durch Raum und Zeit ist, um Gott zu entdecken. Es beherbergt viele verschiedene Menschen, die es mit auf diese Reise nimmt und denen es Schutz in stürmischen Zeiten bietet. Gleichzeitig braucht es diese Menschen, diese Mannschaft, damit es seine Reise fortsetzen kann, um auf der weiten Fahrt auf dem richtigen Kurs zu bleiben und damit niemand verloren geht oder allein ist.

Es gibt vielfältige Aufgaben, die durch die Mannschaft gemeinsam getragen werden müssen, da sonst die Reise nicht gelingt. Jeder einzelne hat dabei seine eigene große oder auch kleine Aufgabe, die er zum Gelingen des Ganzen beitragen kann, beitragen muss. Wir als Kirchenvorsteher haben einen kleinen Teil dieser Aufgaben übernommen. Aber uns ist ebenso bewusst, dass wir die vielfältigen und herausfordernden Aufgaben in unseren Gemeinden nicht alleine bewältigen können. Wir brauchen die Hilfe und Unterstützung eines jeden Gemeindegliedes, von Ihnen!

Als Gemeinden steuern wir auf herausfordernde Zeiten zu, in denen wir mit weniger Hauptamtlichen und mehreren Vakanzen in unserem Schwesternkirchverband, das Gemeindeleben vor Ort weiterhin bunt und vielfältig gestalten wollen. Dies kann nur gelingen, wenn jeder ein kleines Stück zum Gemeindeleben beiträgt.

„Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit.
Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit.
Und wenn uns Einsamkeit bedroht, wenn Angst uns überfällt:
Viel Freunde sind mit unterwegs auf gleichen Kurs gestellt.
Das gibt uns wieder neuen Mut, wir sind nicht mehr allein.
So läuft das Schiff nach langer Fahrt in Gottes Hafen ein.“
(Martin Gotthard Schneider)

Aufruf zur Ausbildung als Lektor

Allen Kirchenvorstehern im Schwesternkirchverband ist es ein wichtiges Anliegen, dass auch in Zukunft in allen unseren Kirchen im Schwesternkirchverband regelmäßig Gottesdienste gefeiert werden können. Der Bedarf daran kann aber nicht mehr allein von Pfarrern abgedeckt werden. Ihre Arbeit kann aber durch Gemeindeglieder unterstützt werden, die ehrenamtlich Gottesdienste verantworten. Dies kann einerseits durch Prädikanten, die nach einer theologischen Ausbildung mit der öffentlichen Wortverkündigung beauftragt wurden, oder andererseits durch Lektoren geschehen, die Gottesdienste mit einer Lesepredigt gestalten.

Daher wende ich mich an Sie mit der Bitte: Überlegen und überdenke Sie doch auch einmal, ob Sie sich dazu berufen fühlen einen Gottesdienst als Prädikant oder Lektor zu verantworten und diese für uns so wichtige Aufgabe mit übernehmen würden.

Wenn der Lektorendienst etwas für Sie wäre, so könnten Sie zeitnah in die Ausbildung einsteigen. Der Kirchenbezirk Zwickau wird wieder in Zusammenarbeit mit der Ehrenamtsakademie Kurse unserer Landeskirche zur Lektorenausbildung anbieten. Rückmeldefrist hierfür ist der 01. Oktober 2021.

Haben Sie Fragen oder Interesse an dieser Aufgabe? Sprechen Sie uns Kirchenvorsteher einfach an!

Ihr Kirchenvorsteher der Gemeinde Glauchau
Sebastian Severin

Christus ist Bild des unsichtbaren Gottes

Christus ist Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. (Kolosser 1,15)

Liebe Gemeinde!

Dieser Satz mag zuerst abstrakt klingen. Was können wir damit anfangen? Christus ist das Bild des unsichtbaren Gottes. Das meint, er ist gleich im Wesen mit dem Vater.

„Wer mich sieht, sieht den Vater“, so sagt es Jesus selbst im (Johannesevangelium Kap. 14).

Wenn Jesus als Erstgeborener bezeichnet wird, dann meint es keine zeitliche Bezeichnung. Sondern es ist seine Hervorhebung und seine überlegene Stellung. Es ist ein Hoheitstitel, der Jesus als Gott erweist.

Wir kennen verschiedenste Titel für Jesus. Petrus bezeichnet ihn als „Christus, Sohn des lebendigen Gottes“. Jesus selbst bezeichnet sich manchmal als Menschensohn. Damit weist er darauf hin, dass er der erwartete und angekündigte Messias ist.

Als der Blinde in Jericho, Bartimäus, hörte, dass Jesus vorbeikam, schrie er aus Leibeskräften:

„Du Sohn Davids, erbarm dich über mich!“ (Markus 10, 48)

Auch das ist ein Hoheitstitel. Die Juden erwarteten und erwarten bis heute den Messias, den Heilsbringer hier auf Erden, der aus dem Geschlecht Davids kommt. Die Menschen damals erkannten in Jesus den erhofften Messias. Wir Christen sahen damals und heute in Christus die Hoffnung auf den messianischen Heilsbringer erfüllt.

Es gibt viele Titel für Jesus Christus. Der Herr, griechisch: Kyrios. Der Heiland. Der Retter. Viele Titel stellen seine Überlegenheit gegenüber der gesamten Schöpfung heraus. Sie bezeugen, dass Jesus stärker ist als alles, was uns von Gott trennt. Er ist Sieger über den Satan.

Es gibt andere Bezeichnungen. Jesus als unser Arzt. Unser Tröster. Unser Lehrer und Rabbi. Unser Bruder. Unser Freund.

Welcher dieser Namen für Jesus spricht uns an? Wie würden wir Jesus für uns in unserer persönlichen Situation bezeichnen?

Nehmen wir uns doch ein wenig Zeit, um über diese Frage nachzudenken. Wie wir ihn gerade bezeichnen sagt etwas aus über unsere eigene persönliche Beziehung zu ihm. Oder habe ich gar keine? Es sagt auch etwas aus über meine Situation, in der ich mich befinde. Bin ich krank, dann sehe ich ihn wohl eher als Arzt. Bin ich traurig, ist er mein Tröster. Bin ich einsam, ist er mein Freund.

Jesus möchte mit uns in einer persönlichen Beziehung sein. Wir dürfen ihm die Tür öffnen.

Herzliche Grüße
Pfarrerin Ulrike Lange

Worüber freuen wir uns?

„Freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind.“ (Jesaja 50,10)

Worüber freuen wir uns? Über gute Gesundheit, das ist wichtig. Das wissen wir alle, gerade in diesen Zeiten. Und über die Familie, wenn es gut läuft, und man zusammen hält. Wenn die Kinder und Enkel ihren Weg gehen. Wir freuen uns über ein schönes Beisammensein. Ein gutes Buch, ein erfüllendes Erlebnis.

Aber Jesus fordert uns noch zu ganz anderer Freude heraus. Jesus hatte siebzig Jünger ausgesandt. Sie sollten in verschiedene Orte gehen, durch die Jesus auch ziehen wollte. Sie sollten an den Türen fremder Häuser klopfen und die Kranken heilen und die frohe Botschaft predigen. Sicher eine große Herausforderung damals für die Jünger. Es war eine Art Vorübung für sie im Hinblick auf die Zeit, in der Jesus nicht mehr da sein würde.

Die Jünger kommen heim voller Freude, und begeistert erzählen sie Jesus von ihren Erlebnissen. Sie selbst haben Dämonen und böse Geister ausgetrieben. Offenbar sprudeln alle Erfahrungen nur so aus ihnen heraus.

Jesu Antwort scheint etwas ernüchternd: Freut euch nicht darüber, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind. Jesus wendet ihren, und auch unseren, Blick fort von den irdischen Dingen, die uns so oft vereinnahmen.

Wie oft sind wir überaus gefangen und beschäftigt mit den Dingen hier auf dieser Erde?! Die wichtigen Fragen des Glaubens scheinen aus dem Blick zu geraten.
Was ist wirklich wichtig und was zählt? Jesus sagt es: dass unsere Namen im Himmel aufgeschrieben sind. Dass wir zu Gott gehören. Dass wir Kinder Gottes sind. Dass uns der Glaube wichtig ist und uns trägt. Dass sich unser Leben nicht im Hier und Jetzt erschöpft. Nein! Es gibt noch viel mehr. Es gibt noch eine ganz andere Welt, die sich hinter dieser vergänglichen verbirgt. Und die uns erwartet, wenn unser Leben hier vollendet ist. Das Beste kommt noch, so sagen wir Christen.

Es ist eine Freude, aber auch eine Mahnung. Achtet nicht nur auf die irdischen Dinge. Sorgt auch um eure Seelen, sorgt euch um euer Seelenheil! Das ist doch so viel wichtiger als die Dinge, die irdisch und vergänglich sind.

Mit diesen Gedanken wünsche ich uns, dass wir getrost ins ungewisse Jahr 2021 gehen können. An Jesu Hand wird uns das gelingen.

Gottes Segen wünscht Pfarrerin Ulrike Lange